Der Westen, BRICS und die De-Dollarization - Warum Gold weiterhin ein sehr gefragtes Gut bleiben könnte.
In den letzten Jahren haben sich auf finanzpolitischer Ebene wichtige Veränderungen ergeben, die sich auch im Goldpreis widerspiegeln. Dieser hat neue Höchststände in Euro und Dollar erreicht, doch diese Entwicklung ist nicht allein dem Russland-Ukraine-Konflikt geschuldet. Eine bedeutende Rolle spielen auch die BRICS-Staaten und die sogenannte „De-Dollarization“. Dahinter verbirgt sich eine globale Verschiebung von einer unipolaren Weltordnung unter der Vorherrschaft des US-Dollars hin zu einer multipolaren Weltwirtschaft.
Der Aufstieg des US-Dollars lässt sich auf ein Abkommen in den 1970er Jahren zwischen den USA und Saudi-Arabien (SA) zurückführen. SA verpflichtete sich, Ölverkäufe nur in US-Dollar abzuwickeln und überschüssige Einnahmen in US-Staatsanleihen zu investieren. Dies legte den Grundstein für das Petrodollar-System, das eine hohe Nachfrage nach US-Dollars schuf, da alle Länder, die Öl kaufen wollten, ihre eigenen Währungen in Dollar umtauschen mussten. Diese Vereinbarung verschaffte den USA enorme finanzielle Vorteile. Sie konnten nicht nur Energie quasi kostenlos erwerben, indem sie den Dollar druckten, sondern hatten auch die Möglichkeit, andere Staaten durch das SWIFT-Finanzsystem zu kontrollieren. Wer sich den USA widersetzte, konnte durch wirtschaftliche Sanktionen, wie das Einfrieren von Vermögenswerten, bestraft werden.
Diese Machtkonzentration führte dazu, dass viele Länder eine Alternative zum Dollar suchten. Doch der Übergang weg vom Dollar ist schwierig, da eine neue Handelswährung geschaffen werden müsste, die liquide und weit verbreitet ist. Das ist ein langwieriger und kostspieliger Prozess. Dennoch drängen Länder wie China und Russland auf ein alternatives System, das nicht auf der Dominanz einer einzigen Währung basiert.
Ein Grund für diese Bemühungen ist die wachsende Instabilität des US-Dollars. Die USA haben mit einer massiven Staatsverschuldung zu kämpfen, die derzeit bei rund 35,6 Billionen Dollar liegt. Die Zinsen auf diese Schulden belaufen sich auf 1,1 Billionen Dollar pro Jahr, was das Militärbudget der USA von 980 Milliarden als größten Ausgabenposten überholt hat. Der Dollar hat seit der Abschaffung der Golddeckung 1971 über 80% seiner Kaufkraft verloren, was das Vertrauen in die Währung weiter schwächt. Die Abhängigkeit vom Dollar bedeutet für viele Länder auch eine Abhängigkeit von den Zinssätzen der US-Notenbank. Erhöht die Fed die Zinsen, fließt Kapital aus Schwellenländern ab, was dort schon des Öfteren zu Wirtschaftskrisen führte.
Der 9. Juni 2024 markiert ein wichtiges Datum, da an diesem Tag das Petrodollar-Abkommen zwischen den USA und Saudi-Arabien nach 50 Jahren auslief. SA erklärte, dass es in Zukunft bereit sei, Öl auch in anderen Währungen wie dem chinesischen Yuan oder indischen Rupien zu verkaufen. Diese Entscheidung könnte den Beginn einer neuen Ära im globalen Handel markieren, in der der US-Dollar seine Vormachtstellung verliert.
Viele Schwellenländer im globalen Süden orientieren sich zunehmend in Richtung China, das bereits für einige von ihnen der wichtigste Handelspartner ist. Der chinesische Yuan gewinnt dabei immer mehr an Bedeutung als Reservewährung. Schon heute wird ein erheblicher Teil des Handels mit China in Yuan abgewickelt. War die Verteilung im Jahre 2010 noch bei 0,3% Yuan und 84% Dollar, wurden 2024 etwa 53% des Handelsvolumens Chinas in Yuan abgewickelt, während der US-Dollar auf 43% gefallen ist. Ein Meilenstein dieser Entwicklung war ein Ölgeschäft zwischen China und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), das erstmals in Yuan und nicht in Dollar abgewickelt wurde.
Parallel dazu arbeiten die BRICS-Staaten – Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika – an der Schaffung eines multipolaren Finanzsystems. 2006 gegründet, repräsentiert dieser Zusammenschluss mittlerweile fast die Hälfte der Weltbevölkerung und ein Drittel der globalen Wirtschaftsleistung. Im August 2023 beschlossen die BRICS, sechs weitere Länder, darunter Ägypten und die VAE, in ihre Reihen aufzunehmen. Dieser erweiterte Verbund wird als BRICS+ bezeichnet.
Das Ziel der BRICS+ besteht nicht darin, ein Anti-West-Bündnis zu schaffen, sondern ein alternatives Wirtschaftssystem, das weniger vom US-Dollar abhängig ist. Ein Beispiel dafür ist die New Development Bank (NDB), die als Alternative zur Weltbank dient. Ein weiteres wichtiges Instrument ist das Contingent Reserve Arrangement (CRA), ein Währungsreservensystem, das den BRICS-Staaten hilft, Währungskrisen zu bewältigen und den Handel zwischen ihnen zu fördern.
Trotz dieser Fortschritte gibt es nach wie vor Herausforderungen. Die BRICS+ haben keine gemeinsame Charta, und die Ziele der einzelnen Mitglieder variieren. Dennoch könnte der Yuan zunehmend als alternative Handelswährung dienen und den Prozess der De-Dollarization beschleunigen. Länder wie Russland und China haben in den letzten Jahren ihre Dollar- und Euroreserven in Gold umgeschichtet, was ebenfalls auf eine zunehmende Unsicherheit im globalen Finanzsystem hinweist.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Westen, angeführt von den USA, mit großen wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert ist. Die Staatsverschuldung der USA wächst, und der Dollar verliert zunehmend an Kaufkraft. Gleichzeitig formiert sich mit den BRICS+ eine Gruppe von Staaten, die ein alternatives Finanzsystem anstrebt. Diese Staaten verfügen über eine junge Bevölkerung, ein starkes Wirtschaftswachstum und große Rohstoffvorkommen. Sollte sich diese Gruppe weiter organisieren und wachsen, könnte dies das Ende der unipolaren Weltordnung unter der Vorherrschaft des US-Dollars bedeuten.
Die derzeitige globale Unsicherheit spiegelt sich auch im Goldpreis wider, der in diesem Jahr bereits um etwa 36% gestiegen ist. Gold bleibt eine verlässliche Absicherung in Zeiten wirtschaftlicher Instabilität. Egal, wie sich die geopolitische und finanzielle Lage entwickelt, das Vertrauen in Gold bleibt bestehen. Gold wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, unabhängig davon, welche Währung dominiert.
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